Er appelliere an die Politiker, im jetzt anstehenden Reformgesetz zum sozialen Arbeitsmarkt echte Verbesserungen zugunsten der betroffenen Menschen umzusetzen. Dies sagte Weihbischof Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, als er die Veranstaltung "LebensWertArbeit" am 8. Juni im Museum am Dom eröffnete.
Der Caritasverband, die Aktion Arbeit, der Katholikenrat und der Themenschwerpunkt Arbeit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) leisten damit einen Beitrag zum Karl-Marx-Jahr. Redner war Professor Dr. Uwe Becker (Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Bochum). Er nahm die Zuhörer nach einem Rundgang durch die Ausstellung im Museum mit auf eine spannende "Zeitreise zum Wert der Arbeit". Am Endpunkt der Reise durch Geschichte und Ideologien fiel die Bilanz Beckers kritisch aus: "Die Sichtweise von Karl Marx auf die Arbeit hat eine lebendige und erschreckende Aktualität." Seine These belegte Becker mit den Beispielen der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit und des wachsenden Niedriglohnsektors. Global betrachtet, sind die ökologische Ressourcenausbeutung, ungerechte Lohnverhältnisse und Kinderarbeit aufrüttelnde Beispiele.
Mit Blick auf die wachsende Armut in unserer Gesellschaft wies Becker neben dem Kernproblem Langzeitarbeitslosigkeit auf den Niedriglohnsektor hin, in dem aktuell in Deutschland rund sieben Millionen Menschen beschäftigt sind. "Der Faktor Arbeit sichert für einen immer größeren Teil der Erwerbstätigen keine auskömmliche Zukunft im Alter mehr", kritisierte Becker. Ein weiterer Indikator von Entfremdung sei auch die wachsende Zahl von Menschen, die Arbeit haben, daran aber psychosomatisch erkranken, weil sie dem hohen Druck nicht mehr standhalten können. Die gesellschaftlichen Debatten um Würde und Qualität von Arbeit seien unter dem Eindruck von Wirtschaftswachstum und der "Erfolgsbilanz Deutschland" ermüdet und sollten wiederbelebt werden: "Karl Marx bietet Wegweisung, sich nochmals intensiver diesen Aspekten der Entfremdung zu stellen, sie zu thematisieren und zu skandalisieren, statt sie zu tabuisieren", so Beckers Folgerung.
In der anschließenden Diskussion stellte sich Professor Becker den kritischen Fragen der Zuhörer. Viele Besucher der Veranstaltung bezeichneten den Vortrag des Wissenschaftlers und den Dialog mit ihm als gelungenen Beitrag von Kirche und ihrer Caritas zum aktuellen Karl-Mark-Jahr in Trier.