"Kirche ist nur da wirklich Kirche, wo sie Kirche für die Menschen ist", betonte Bischof Dr. Stephan Ackermann beim Eröffnungsgottesdienst im Trierer Dom die Bedeutung der tätigen Nächstenliebe. Der Einsatz der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen der Caritas sei in diesem Zusammenhang nicht wegzudenken, er solle als Impuls für die ganze Kirche genutzt werden.
Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Prälat Franz Josef Gebert, verknüpfte in seiner Begrüßungsansprache die Historie des Caritasverbandes seit dem 19. Jahrhundert mit den vielfältigen Grupperungen, die heute die Caritasarbeit prägen wie zum Beispiel die Ordensgemeinschaften als Träger von Einrichtungen oder die zahlreichen Ehrenamtlichen.
Lob und Anerkennung für die zahlreichen Hilfsangebote, aber auch für die sozialpolitische Lobby-Arbeit des Caritasverbandes zugunsten von benachteiligten Menschen äußerten die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und die saarländische Sozialministerin Monika Bachmann. "Sie haben in all den Jahren das, was der Staat mitunter nüchtern in Sozialgesetze gefasst hat, mit Leben und christlichen Werten ausgefüllt", sagte Bachmann. Im Gegensatz zu der Zeit nach den Weltkriegen machten heute keine Trümmer mehr die Not von Menschen für alle sichtbar, meinte Dreyer. Die heutigen Probleme drängten aber nach wie vor zum Handeln: "In einer Zeit, in der es uns relativ gut geht, gilt es, die zu sehen, denen es nicht so gut geht." Die Caritas habe sich als Anwalt für diese Menschen am Rande der Gesellschaft bewährt und bleibe weiterhin gefordert.
Seit der Gründung des Verbandes am 23. März 1916 sei die Aufgabenstellung eine doppelte gewesen, erläuterte Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel. Nur wie der Barmherzige Samariter die Wunden zu verbinden - das alleine reiche nicht aus. Hinzutreten müsse: "Als gesellschafts- und sozialpolitischer Akteur deutlich und unhörbar ,Nein‘ zu sagen, wenn Menschen diskriminiert, ausgegrenzt, bedroht oder verfolgt werden und entschieden einzutreten für eine faire Teilhabe aller und eine sozial gerechte und solidarische Gesellschaft."
Konkretes Beispiel sei die Situation von Langzeitarbeitslosen. Trotz guter Wirtschaftslage bleibe für rund eine Million Menschen der Zugang zum Arbeitsmarkt faktisch unmöglich. Die Caritas setzt sich für die Weiterentwicklung eines öffentlich geförderten Arbeitsmarktes ein. Der Staat sollte besser Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren, argumentierte Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes.
Das aktuelle Thema Flüchtlingsintegration beleuchtete Neher ebenfalls. Er riet zu einer sachlichen Betrachtung. So könne etwa aus Sicht der Caritas keine Rede von einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements sein, obwohl dies von einigen politischen Gruppen immer wieder behauptet werde. Neher warnte vor einer um sich greifenden Verrohung der Sprache, da dies entsprechenden Taten den Weg bereite. Ihn hätten bereits Berichte erreicht, dass ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit Tätige bedroht und teilweise sogar handgreiflich bedrängt wurden. Für das Bistum Trier seien solche Fälle zwar bislang nicht bekannt, wohl aus vielen anderen Regionen im Osten und Westen Deutschland. "Man muss die Debatte ohne Scheuklappen führen, aber sich menschenverachtender Polemik entgegenstellen", mahnte Neher.