Soziale Dienstleistungen der Zukunft entwickeln – Innovationslabor ist gestartet
Antworten auf soziale Fragen geben
Viele Teilnehmende arbeiten für soziale Dienste und Einrichtungen der Caritas im Bistum Trier. Mit dabei sind aber auch Studierende der Sozial- und Organisationspädagogik und Menschen mit privatem Interesse. Sie alle eint die Bereitschaft, lernen und unter wissenschaftlicher Begleitung Antwort auf soziale Fragen geben zu wollen: Welche Art soziale Unterstützung brauchen die Menschen? Was könnte ihre Lebenssituation verbessern? Wie können neue Technologien dabei helfen?
Gekommen, um soziale Fragen aufzuspüren und Antworten zu entwickeln. - Die Teilnehmenden des Innovationslabors
Das Innovationslabor bietet die Chance, Ideen für innovative soziale Dienstleistungen, die im (Berufs-)Alltag quasi on the fly entstehen, weiterzuspinnen und in tragfähige Zukunfts- und Geschäftsmodelle zu überführen. So könnten Non-Profit-Organisationen mobiler und agiler werden, meint Prof. Dr. Andreas Schröer, der das Labor wissenschaftlich begleitet und mit seinem Team Unterstützungsmöglichkeiten für sozialunternehmerisches Lernen erforscht. Im Freiraum für Unkonventionelles und im weitreichenden Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sieht Rita Schneider-Zuche vom Diözesan-Caritasverband das Potential des Labors. Als lernende Organisation könne der Diözesan-Caritasverband durch die Erfahrungen des Labors seine sozialunternehmerische Kompetenz erweitern.
Mit welchen Ressourcen bringen sich die Teilnehmenden in das Innovationslabor ein? - Eine Sammlung während der Vorstellungsrunde
Zu Beginn stellten sich die Teilnehmenden einander vor. Sie werden sich nun über einen Zeitraum von etwa zehn Monaten regelmäßig zu insgesamt sechs Workshops und selbstorganisiert in kleineren Arbeitsgruppen treffen. Mit welchen Ressourcen bringe ich mich in das Labor ein? Sowohl das strukturierte, planvolle Arbeiten einiger Teilnehmender als auch die Offenheit und Kreativität anderer werde an unterschiedlichen Stellen im Prozess gebraucht, fasst Moderator Björn Schmitz die Vorstellungsrunde zusammen. Er hat bereits einige Labore mitgestaltet und strategisch begleitet.
Bedarfsorientierung und die richtigen Fragen
Mit welchen Problemstellungen kommen die Teilnehmenden ins Labor? Dies wurde im anschließenden Bedarfspitching deutlich. Ein Team richtet sein Augenmerk beispielsweise auf die Betreuungssituation chronisch psychisch kranker Menschen im fortgeschrittenen Alter. Andere Teilnehmende kümmern sich um die Alltags- und Kommunikationsbedarfe von Menschen, die alleine zu Hause auf dem Land leben. Für eine Teilnehmerin steht die Fürsorge für schwerbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Betrieben im Mittelpunkt und eine weitere fragt nach den Bildungsbedarfen. Im Labor sollen Zukunftsmodelle für ganz unterschiedliche Zielgruppen entwickelt werden.
Moderator Björn Schmitz führte durch den Workshop-Tag.
Bevor es um Antworten geht, müssen zunächst die richtigen Fragen gestellt werden. "Doch wie kommt man von seinem Bauchgefühl dessen, was Klienten, Patienten oder Nutzer brauchen, zu einem genauen Bedarf?", formuliert Björn Schmitz die allesentscheidende Frage des Tages. Das Denken in Lösungen zurückstellen, die eigenen Vorannahmen verwerfen und die Welt aus der Sicht der Nutzer sehen - Die Teilnehmenden des Labors würden sich im Labor auf eine weitreichende Irritationsreise begeben, so der Moderator. Diese beginnt damit, die Menschen erzählen zu lassen, sie zu Problemstellungen zu befragen. Die Teilnehmenden erprobten im ersten Workshop des Innovationslabors Interviewtechniken und lernten dabei, wie voraussetzungsvoll Fragen bereits sein können.
Wie geht es weiter? Mit dem notwendigen methodischen Rüstzeug ausgestattet, führen die Teilnehmenden bis zum nächsten Workshop im Dezember nun Interviews. Diese sollen ihnen helfen, Bedarfe zu konkretisieren und in die Ideenfindung zu kommen. Aus den Ideen heraus entwickeln die Teilnehmenden dann einen Prototyp. In einem Prozess der stetigen Vergewisserung wird geprüft, ob dieser in die Angebotslandschaft passt. Gegen Ende werden strategische Partner zur Umsetzung gesucht und Geschäftsmodelle entwickelt.
Die Teilnehmenden stellen sich mit der Laborteilnahme einer herausfordernden Aufgabe, die ihnen sicherlich Durchhaltevermögen abverlangen, aber auch viele Aha-Effekte bescheren wird. Gegen Ende des ersten Workshops war jedoch ganz deutlich wahrnehmbar, dass die Lust überwiegt, gemeinsam etwas zu bewegen und die Teilnehmenden starten gestärkt in die Interviews.