Sozialraumorientierung heißt konkret...?
Deutscher Caritasverband/Harald Oppitz, KNA
"Ziel des sozialräumlichen Handlungsansatzes ist die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen, die Stärkung ihrer Teilhabechancen und Selbsthilfekräfte. Um diese Ziele zu erreichen arbeitet die Caritas mit allen örtlichen Akteuren zusammen - mit Kommunen und Kirchen, mit Bildungsinstitutionen und niedergelassenen Ärzten, mit Vereinen. Mit dem Ladenbesitzer vor Ort. Mit der Nähstube. Je nachdem, welche Institutionen und Personen im Stadtteil oder einer Ortschaft eine wichtige Rolle spielen, je nachdem, welche Anliegen den Bewohner(inne)n am wichtigsten sind. Denn der Ausgangspunkt sozialräumlicher Arbeit ist immer der erklärte Wille der Menschen. Daher beginnen viele sozialräumliche Prozesse mit einer qualifizierten Sozialraumanalyse, mit einer Stadtteilkonferenz oder einer Bewohnerbefragung.
Der Handlungsansatz der Sozialraumorientierung, entwickelt am ISSAB in Essen, wird in unterschiedlichen Fachbereichen, in städtischen wie in ländlichen Räumen umgesetzt und folgt dabei stets fünf zentralen Prinzipien:
- Orientierung am Willen und den Interessen
- Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfe
- Konzentration auf Ressourcen
- Zielgruppen- und bereichsübergreifende Sichtweise
- Kooperation, Koordination und Integration"
Quelle: Deutscher Caritasverband
Der Handlungsansatz der Sozialraumorientierung findet sich in nahezu allen Bereichen der Sozialen Arbeit wieder - sei es die Sucht- oder Wohnungslosenhilfe, die unterschiedlichen Beratungsdienste oder die Jugendhilfe - vielfach wird seine Umsetzung auch von Kommunen etc. eingefordert und gilt durchaus auch als Gütekriterium gelingender Sozialer Arbeit.
Im Bistum Trier geht man indes einen Schritt weiter und hat die Etablierung der Sozialraumorientierung als Methode im Auftrag der diakonischen Kirchenentwicklung verabschiedet. "Die Sozialraumorientierung wird der Seelsorge, der Katechese sowie der sozial-caritativen Arbeit als Handlungsprinzip verbindlich zu Grunde gelegt. Es ist ein Konzept zu entwickeln, wie Pfarreien, Verbände, sozial-caritative Einrichtungen und weitere Partner in den Sozialräumen jeweils gemeinsam ihre verschiedenen Aufgaben wahrnehmen können" (Abschlussdokument der Synode im Bistum Trier 2016, S. 26). Es geht also nicht nur um die Soziale Arbeit und die Dienste der Caritas, sondern auch um alle weiteren kirchlichen Vollzüge.
Gemeinsam mit allen Menschen guten Willens möchte man die Lebensbedingungen für jeden Einzelnen vor Ort verbessern. Wichtig ist dabei, dass ein Sozialraum als zweierlei zu verstehen ist:
- Als Raum mit räumlich objektiv fassbaren Grenzen, Bspw. eine Pfarrgemeinde, ein Jugendzentrum, eine Straße, ein Wohnblock.
- Als subjektive Lebenswelt von Menschen, die soziale und geografische Räume miteinander verbinden. Er beinhaltet Beziehungen, Aktivitäten, persönliche Interessen - sprich: Alltag.