Mit dem Aufbau eines Kompetenzzentrums zur Rekrutierung und Integration internationaler Fachkräfte und Auszubildender unterstützen Dr. Anett Schmitz (r., Diözesan-Caritasverband Trier) und Carmelita Kimmig (l., CTS) Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Sozialstationen dabei, dem Personalmangel in der Pflege entgegen zu wirken.Foto: Katharina Faoro / DiCV Trier
Der Fachkräftemangel in der Pflege macht sich bereits seit Jahren in Deutschland bemerkbar. Pflegeeinrichtungen ringen darum, offene Stellen zu besetzen und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Um die Versorgung von Pflegebedürftigen trotzdem zu sichern, werben auch Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Bistum Trier um internationales Personal. Dieser Prozess ist mit Herausforderungen verbunden. Um sie zu meistern, arbeiten Dr. Anett Schmitz, Referentin im Projekt "Recruiting internationale Arbeitskräfte und Auszubildende", in der Abteilung Gesundheit und Pflege im Diözesan-Caritasverband Trier und Carmelita Kimmig, Personalentwicklung Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, unter der Projektleitung von Thomas Jungen, Abteilung Gesundheit und Pflege im Diözesan-Caritasverband Trier am Aufbau eines trägerübergreifenden, praxisorientierten Kompetenzzentrums zur Gewinnung und Integration internationaler Pflegekräfte und Auszubildender. Das Zentrum soll eng an den Bedürfnissen der Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Sozialstationen aufgebaut werden. Dazu wurden zahlreiche qualitative Interviews und eine Bestandsaufnahme per Onlineumfrage unter 175 Einrichtungen im Bistum Trier erhoben. Als zentrale Erkenntnis ergab sich dabei, dass insbesondere kleinere Träger bei der Rekrutierung von Fachkräften und Auszubildenden aus dem Ausland zurückhaltend agieren. Sozialstationen sind, aufgrund von personellen, wirtschaftlichen und strukturellen Faktoren, im Vergleich zu Krankenhäusern und stationären Altenhilfeeinrichtungen deutlich unterrepräsentiert.
Um das Projekt praxisnah und feedbackorientiert zu gestalten, wurden Praxisanleiterinnen und Mitarbeitende verschiedener Sozialstationen aus dem Bistum Trier zur Präsentation der Ergebnisse eingeladen.
Die Ergebnisse der Interviews und der Umfrage decken sich mit den Erfahrungen der Teilnehmenden. Zu den größten Problemen bei der Anwerbung von internationalen Fachkräften und Auszubildenden gehört ein Mangel an Unterkünften und der damit verbundene finanzielle und soziale Aufwand für die Sozialstationen, der oft nicht entschädigt wird. Auch Krankenhäuser und Altenhilfeeinrichtungen stehen hier vor großen Problemen. Außerdem fehlen insgesamt Hilfsnetzwerke und übergreifende Koordinationsstellen, die Unterstützung und Hilfe für die Sozialstationen zur Verfügung stellen. Fehlende Mobilität, oft aufgrund von unzureichenden öffentlichen Verkehrsmitteln, erschwert die Lage der ambulanten Pflege zusätzlich. Die Zusammenarbeit mit Behörden und die damit zusammenhängende Bürokratie verursachen weiteren Aufwand für die betroffenen Einrichtungen.
Die Teilnehmenden berichteten, dass internationale Fachkräfte und Auszubildende häufig mit sehr unterschiedlichen Erwartungen die Pflegeausbildung in Deutschland starten. Grund dafür sei vor allem die fehlende Vorbereitung auf die spezifischen Anforderungen und Rahmenbedingungen des Pflegeberufs hierzulande. Diese Diskrepanz erschwere nicht nur den Ausbildungsprozess, sondern führe in der Praxis oft zu einem sogenannten "Kulturschock", wenn die internationalen Fachkräfte erstmals mit den tatsächlichen Arbeitsrealitäten in der Pflege konfrontiert werden.
"Mit unserem Kompetenzzentrum möchten wir passgenaue Lösungen für unsere Träger und Pflegeeinrichtungen entwickeln. Unser Ziel ist es, sie auf dem Weg zur Gewinnung und nachhaltigen Integration von Pflegekräften umfassend zu begleiten und zu unterstützen - und damit einen Beitrag zu einer starken und zukunftssicheren Pflege zu leisten", erklärt Dr. Schmitz. "Dabei setzen wir nicht auf ‚One Size Fits All‘, sondern auf individuelle Beratung und maßgeschneiderte Hilfestellungen, die den jeweiligen Bedürfnissen jeder einzelnen Einrichtung gerecht werden."
Die Idee des Kompetenzzentrums findet großen Anklang unter den Teilnehmenden. Besonders wünschen sich die Sozialstationen eine zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle, wo Hilfs- und Informationsangebote gebündelt werden können. Zentral angelegte Vermittlungshilfen für internationale Auszubildende, ein gezieltes Beratungsangebot im Bereich Recruiting und die Entwicklung personalisierter Integrationskonzepte durch das Kompetenzzentrum gelten für die Teilnehmenden als zentrale Bausteine, um sie wirkungsvoll zu unterstützen.
Bereits heute unterstützt das angehende Kompetenzzentrum des Caritasverbands für die Diözese Trier Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Bistum Trier mit verschiedenen Angeboten. Workshops und Schulungen zu den Themen Diversity, Anwerbung und Integration vermitteln nicht nur wichtige Kompetenzen im Bereich der Fachkräftegewinnung, sondern sensibilisieren auch die Einrichtungen für den transkulturellen Umgang mit internationalen Pflegekräften und Auszubildenden. Im Rahmen zweier Kooperationen mit indischen Partnern konnten zudem bereits Auszubildende für Pflegeschulen im Bistum Trier gewonnen werden. Weitere Praxisdialoge mit Altenhilfeeinrichtungen und Krankenhäusern sind in den kommenden Monaten geplant, um die spezifischen Herausforderungen in der Akut- und Langzeitpflege gezielt zu beleuchten und gemeinsam passgenaue Lösungen zu entwickeln.
Mit seinem ganzheitlichen Konzept trägt das Kompetenzzentrum dazu bei, strukturelle Barrieren abzubauen, Erfahrungswissen zu vermitteln und nicht nur größeren Träger und Einrichtungen im Bistum Trier, sondern auch kleinen ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen eine realistische Perspektive auf dem internationalen Fachkräftemarkt zu eröffnen.