Zum zweiten Welttag der Armen am 18. November stellt der Diözesan-Caritasverband Trier eine neue Initiative vor. "Wir greifen damit den Aufruf von Papst Franziskus zum zweiten Welttag der Armen auf", so der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Weihbischof Franz Josef Gebert. "Mit unserer Initiative möchten wir eine solidarisierende Grundhaltung in unserer Gesellschaft fördern. Die vielen Armutsdebatten der letzten Jahre sind nämlich weitgehend folgenlos geblieben." Gebert nennt als Beispiel die Kinderarmut, die zum Dauerzustand geworden ist: 21 Prozent aller Kinder in Deutschland leben über mindestens fünf Jahre dauerhaft oder wiederkehrend in einer Armutslage, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung vom Oktober 2017. "Der Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft ist weiter beschämend für unser Land", so Gebert.
Die auf ein Jahr angelegte Caritas-Initiative hat den Titel "Hört ihnen wirklich zu. Armut wirksam bekämpfen und miteinander Gesellschaft sein". Die Initiative sieht vor, im Laufe des Jahres 2019 Begegnungen mit Betroffenen zu schaffen und dadurch Räume des Dialogs zu eröffnen. Eine Hinführung zur Initiative erfolgte bereits im Oktober anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Koblenzer Caritas- Beschäftigungsgesellschaft Carmen gGmbH. Dazu hatte der Journalist Carsten Tesch Mitarbeitende der Carmen gGmbH zu ihrer Lebenssituation und beruflichen Entwicklung befragt und ihre Aussagen im Rahmen eines "Storytelling-Projektes" präsentiert. In die Präsentation waren auch die Erkenntnisse von Andrea Steyven, Geschäftsführerin der Aktion Arbeit, eingeflossen, die in der CarMen ein zweiwöchiges Praktikum absolviert hatte. Im Laufe des Jahres 2019 wird Tesch weitere Gespräche mit von Armut Betroffenen führen und hierüber in einem für November 2019 geplanten Caritas-Forum berichten. Ergänzend werden Besuche und Dialoge mit kirchlichen und politischen Verantwortlichen geplant. In diesem bistumsweiten Caritas-Forum zum dritten Welttag der Armen 2019 sollen die Erfahrungen der Initiative vorgestellt, reflektiert und mit Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft notwendige Konsequenzen für eine wirksame Armutsbekämpfung diskutiert werden. Dazu Gebert: "Wenn wir die Armutsbekämpfung verbessern möchten, müssen wir uns als Gesellschaft selbstkritisch fragen, warum die bisherigen Armutsdebatten so folgenlos geblieben sind. Der Welttag der Armen soll Anlass zu einer ernsthaften Gewissensforschung sein. Sind wir wirklich fähig, auf die Armen zu hören? Haben wir noch eine Verbindung zur Lebenswirklichkeit der von Armut betroffenen Menschen? Die Achtung vor der Würde jedes einzelnen Menschen und eine darauf gründende gesellschaftliche Solidarität sind notwendige Voraussetzungen einer jeden nachhaltigen Armutsbekämpfung."
Die Initiative zum Welttag der Armen wird zusammen mit der Aktion Arbeit und dem Caritasverband Koblenz umgesetzt. Sie versteht sich als Beitrag zur Umsetzung der bundesweiten Caritas-Initiative zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Synodenergebnisse im Bistum Trier. Im Blick ist dabei besonders der erste im Rahmen der Synodenumsetzung beabsichtigte Perspektivenwechsel "Vom Einzelnen her denken" - und damit der Anspruch einer fragenden, sich interessierenden, sich solidarisierenden und zugewandten Kirche. Ziel hierbei ist es, mit der Initiative den Menschen Gehör verschaffen, die sich oftmals überhört und unsichtbar fühlen.