Impuls: Wende und Wandel
Vor Ihnen liegt eine neue Woche, für viele von uns eine kurze Woche, denn am Donnerstag feiern wir Christi Himmelfahrt mit dem Freitag als beliebtem Brückentag. Bei vielen ist dieses Fest im österlichen Festkreis in Vergessenheit geraten. An seine Stelle ist der "Vatertag" getreten, bei dem die Grillsaison eröffnet wird und zum ersten Mal wieder der Schwenker zum Einsatz kommen wird.
Christi Himmelfahrt verdankt sich dem Leitgedanken des Weges und dem Prozessdenken in der Theologie des Lukasevangeliums. Wir feiern es 40 Tage nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten. Die Zahl "40" hat in der Bibel eine symbolische Bedeutung. Sie steht für Wende und Wandel, Veränderung und Beginn eines neuen Abschnitts: Das Volk Israel zog 40 Jahre durch die Wüste bevor es in das Gelobte Land ziehen konnte. Jesus wurde nach seiner Taufe in die Wüste geführt und hat dort 40 Tage gefastet, bevor er in das öffentliche Wirken eingetreten ist.
Welche Bedeutung steckt in der 40-er Zahl von Christi Himmelfahrt? Die Antwort finden wir im Johannes-Evangelium. Dort lesen wir: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. (Joh 16,5-7)
Der Abschied als Ende einer intensiv erlebten gemeinsamen Zeit löst immer Trauer und Schmerzen aus, und je dichter die Beziehung war, desto intensiver das Trauern. Den Aposteln, den Jüngerinnen und Jüngern ging es nicht anders. Nicht nur die Emmausjünger mussten einen Trauerweg zurücklegen. Diesen Prozess umschreibt Lukas symbolisch mit den 40 Tagen. Erst dann konnten sie die Ankündigung Jesu vor seinem gewaltsamen Tod an sich heranlassen und innerlich annehmen: "Es ist gut für euch, dass ich fortgehe." Erst dadurch konnte die relativ kurze Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu die Dynamik entfalten, die bis heute weiterwirkt und in die wir ja selbst eingewoben sind. Die Bibel umschreibt diese nicht plan- und nicht machbare Dynamik als Wirken des Heiligen Geistes.
Die Erfahrung der jungen Kirche mit der Himmelfahrt Christi enthält eine Botschaft, die auch für uns und unsere Zeit von Bedeutung sein kann. "Es ist gut für euch…" - Wie oft hat sich in der Geschichte der Kirche im Nachhinein gezeigt, dass schmerzhafte Verluste und tiefgreifende Umbrüche zum Segen für die Menschen und die Kirche selbst wurden. Vielleicht können wir das auch mit unseren eigenen Lebenserfahrungen belegen: Dass erst das Verabschieden von Vertrautem den Neubeginn ermöglicht hat. Wenn wir Christi Himmelfahrt so reflektieren, dann kann dieses Fest seine Aktualität für heute entfalten. Für unseren Caritasverband und das Bistum Trier, für uns selbst und die Gesellschaft. Dabei bleiben Zeit und Raum für die gute Begegnung mit lieben Menschen und für den Spaß nicht auf der Strecke.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Start in die neue Woche!
Ihre AG Spiritualität: Claudia Lauer, Prof. Dr. Martin Lörsch, Patricia Loskill, Hans Rosprim und Anne Veit-Zenz