Impuls zur Karwoche
Aber vielen wird in diesem Jahr nicht nach Ostern zumute sein, das Halleluja empfinden viele angesichts des Leides, das mit der Corona-Pandemie über die Menschheit gekommen ist, als verfehlt, unpassend, zynisch. Der Karfreitag 2020 scheint in die Verlängerung zu gehen. Der Dichter Andreas Knapp hat aus aktuellen Anlass ein nachdenklich stimmendes Gedicht geschrieben (in: CIG Nr. 14/2020, S. 159):
Corona-Virus
ein winziges Stück RNA
erinnert die Krone der Schöpfung
an ihre Sterblichkeit
alle Welt gerät in Panik
man hatte das tatsächlich
vergessen
„Die gegenwärtige Passion“Wolfgang Gasser, Übersee
Wir bieten Ihnen zu Beginn der Karwoche ein Bild an, das Sie im Original (bis 10. Mai) im Kreuzgang unseres Domes betrachten können. Es ist die Pietá, die Muttergottes mit dem toten Jesus auf ihrem Schoß. Sie erinnert uns an das stellvertretende Leiden und Sterben des Menschen- und Gottessohnes Jesus von Nazareth. Das Bild ist Teil eines Kreuzwegs der Künstlerin Monika Stein mit dem Titel "Die gegenwärtige Passion". Die Pietá - ein stilles Bild, eine Momentaufnahme zwischen Kreuzigung und Grablegung Jesu. Als Torso dargestellt ruht der Gekreuzigte auf dem Schoß Marias. Ihr Gesicht richtet sich auf den Kopf des toten Sohnes, ihr Blick jedoch ist nach innen gewandt. Übergroß hat die Künstlerin ihre Hände dargestellt. Sie geben dem Leichnam Halt, und umgekehrt verbindet sich in einer zärtlichen Geste der rechte Arm Jesu mit ihrer Schulter. Die Hände und Arme der Beiden schließen sich zu einem Kreislauf wechselseitiger Liebe.
Mit diesem Trost- und Hoffnungsbild wünschen wir Ihnen und Ihren Angehörigen gesegnete Kar- und Ostertage. Auch wenn die kommenden Tage so ganz anders sein werden als wir es gewohnt sind, so gilt auch in diesem Jahr die Aussage, die wir in einem Osterbrief 2020 lesen konnten: "Ostern fällt nicht aus!"
Ihre AG Spiritualität: Claudia Lauer, Prof. Dr. Martin Lörsch, Patricia Loskill, Hans Rosprim und Anne Veit-Zenz