Willkommen im Zimmer auf der Straße!
Mit vielen Aktionen haben Caritasverbände im Bistum Trier öffentlichkeitswirksam auf das Thema "Wohnungsnot" aufmerksam gemacht.
Den Anfang mit einem "Zimmer auf der Straße" machte der Caritasverband Trier im Juni in der Trierer City: Auch Caritasdirektor Dr. Bernd Kettern stieg in die am Kornmarkt aufgebaute "öffentlichen Badewanne". Die Caritas war außerdem mit den Themen Quartiersmanagement in Trier-West, Stromspar-Check und Wohnungslosenhilfe präsent. Insgesamt informierten 19 Stände der im Trierer Bündnis "Aktiv gegen Armut" zusammengeschlossene Institutionen und Organisationen zu Aspekten und Ursachen der Armut und zu Hilfeangeboten.
Eine Badewanne vor einer Hauswand, Badutensilien und ein Fotoapparat mitten in der Stadt vor dem Rathaus waren ein Anziehungspunkt der bunten Andernacher Kulturnacht. Mit dieser Installation wollten das Dekanat Andernach-Bassenheim und die Caritasverbände Rhein-Mosel-Ahr und Koblenz auf die Tatsache hinweisen, dass in Deutschland eine Million Wohnungen fehlen. Auch im Kreis Mayen-Koblenz ist bezahlbarer Wohnraum rar, wenn zum Beispiel aus einem 3-Personen-Haushalt durch Familiennachzug eine 5-köpfige Familie wird oder weil durch Geburt eines weiteren Kindes die Wohnung zu klein geworden ist.
In Saarbrücken stand die angespannte Situation in der Landeshauptstadt im Mittelpunkt: Laut der Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung fehlen allein in Saarbrücken mehr als 17.000 Wohnungen. Längst seien nicht nur Randgruppen von diesem Wohnungsmangel betroffen, das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, so Caritasdirektor Michael Groß. Wohnungen werden luxussaniert, Mieten steigen stark an, Menschen müssen ihr langjähriges Zuhause verlassen und finden keine neue Wohnung, die sie sich leisten können. Sie verlieren ihr soziales Umfeld und ihr Zuhause. Am Ende sitzen sie vielleicht auf der Straße. "Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftspolitisches Konfliktpotenzial birgt" sagt Michael Groß.
Das "Straßen-Zimmer" der Caritas in Merzig sorgte ebenfalls für großes Interesse. "Wir haben in unserer Arbeit viel mit Menschen zu tun, die gar keine Chance haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden", sagte Caritas-Dienststellenleiterin Sara Kuhn. "Sie finden nicht die Wohnung, um ein menschenwürdiges Dasein zu leben. Kleine Wohnungen werden überteuert angeboten." Das würden sie oft in den Beratungen, unter anderem im Migrationsdienst oder der Schwangerenberatung, erleben. Im ländlichen Raum gibt es zwar eher für Familien bezahlbare Wohnungen für Familien, aber dort mangelt es dann oft an der Mobilität und Infrastruktur, sodass vor allem für Familien wiederum finanzielle Probleme entstehen.
Gaby Jacquemoth