Neues Mitglied der Familie
Hier bin ich. Eine Muslimin beim katholischen Caritasverband Saarbrücken. Und ich bin so dankbar. Man hat mich im Team wie in einer Familie aufgenommen."
Seit dem letzten Jahr arbeitet die junge Frau aus Algerien beim Migrationsdienst und betreut derzeit mehr als 550 Flüchtlinge in Völklingen und Saarbrücken. Tendenz steigend. "Ich liebe meine Arbeit. Und ich gebe die Hilfe, die ich erfahren habe, weiter."
In deutsch, französisch und arabisch unterwegs
Ist angekommen und fühlt sich angenommen. Amina Belaredj arbeitet bei der Caritas Saarbrücken. Ihr Handy ist ein wichtiges Arbeitsgerät.Sandra Blass-Naisar
2008 ist Amina Belaredj nach Deutschland gekommen, weil sie ihrem Ehemann mit deutsch-algerischen Wurzeln nachziehen wollte. Sie hat schnell die deutsche Sprache gelernt, spricht auch französisch und arabisch. "Mein Kopftuch war ein Problem. Ich konnte nirgends Arbeit finden und dann lernte ich durch Zufall jemanden kennen, der meinte, ich könne doch als Dolmetscherin bei der Flüchtlingsarbeit mithelfen."
Aus dem Mithelfen wurde ein fester Job. Beim Migrationsdienst des Caritasverbandes für Saarbrücken und Umgebung, der Zuwanderern und Deutschen mit Migrationshintergrund Beratung und Unterstützung im Prozess der Integration und der kulturellen Identitätsfindung anbietet. "Hilfe zur Selbsthilfe" ist das Stichwort. "Ich helfe Menschen - und das sind fast alles Syrer - ihr Leben hier in Deutschland selbstständig und in Eigenverantwortung zu gestalten", erläutert Amina Belaredj und umreißt einige ihrer Aufgaben: zum Beispiel das erste Kennenlernen. "Da heißt es für mich: zuhören und beruhigen. Viele der Flüchtlinge haben Fürchterliches erlebt, sind von Gewalt und Tod traumatisiert, haben Angst um ihre Familien und Freunde, die in der Heimat geblieben sind oder die sie auf der Flucht aus den Augen verloren haben."
Die meisten möchten von ihr schnell eine Lösung für ihre Zukunft, aber so einfach sei das nun einmal nicht. "Ich tue, was ich kann. Bin wie eine Mutter, Schwester und Freundin. Aber zunächst stehen Ämter- und Behördengänge an, müssen Formulare ausgefüllt und Anträge gestellt werden." Für viele ist Amina Belaredj "die gute Fee", die versteht, weiterhilft und mitgeht. Zum Einwohnermelde- und Sozialamt, zur Sparkasse und Post, zum Arzt und Rechtsanwalt, zum Kindergarten und zur Schule, zum Jobcenter ...
Schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt
Im letzten Jahr sei sie ganz besonders mit der rechtlichen Situation beschäftigt gewesen, sprich dem Aufenthaltsstatus. Und mit dem Umzug oder Auszug aus der Gemeinschaftsunterkunft, der Sprachförderung, den Berufsschulklassen für Asylbewerber und Flüchtlinge, Schwangerschaften und damit verbundenen Beratungsangeboten und Leistungsansprüchen. Was sehr belastet, ist die Wohnungssuche für Flüchtlinge, die aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen möchten. "Es gibt weder private Vermieter, die bereit sind, an Migranten zu vermieten, noch gibt es ausreichend sozialen Wohnraum. Die Situation hat sich sehr zugespitzt."
Wenn sie nach Hause komme, könne sie nicht so leicht abschalten. "Mein Dienst-Handy lasse ich oft an, weil ich in Sorge bin, wie zum Beispiel letzte Woche, als dann spät am Abend noch der Anruf einer hochschwangeren Frau einging, die alleine nicht weiter wusste. Wie gut, dass ich helfen konnte. Das Baby ist gesund auf die Welt gekommen.