„Zwei Herzen haben sich im Hanns-Joachim-Haus neu gefunden…“
"In einem streng katholischen Elternhaus wurde ich in Hölzbach bei Morbach geboren und was zur damaligen Zeit unmöglich war lernte ich einen Mann kennen der Evangelisch war. Etliche Hürden musste ich meistern, um diesen Mann zu heiraten. Später sind wir dann nach Bübingen gezogen und ich habe 3 Söhne geboren, wobei der letzte eigentlich ein Mädchen werden sollte."
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht erzählt sie, dass alles dafür sprach, dass es
dieses Mal ein Mädchen werden sollte; auch ihre Freundinnen waren dieser Meinung; aber es war wieder ein Junge!
Auf ihre 3 Söhne ist sie sehr stolz und sie erzählt, dass sie sich rührend um sie kümmern und besuchen. Auch die Schwiegertöchter nicht zu vergessen.
In ihrer bescheidenen Art erzählt sie, dass sie nie gearbeitet hat und "nur" Hausfrau und Mutter war; aber ehrenamtlich war sie tätig in der katholischen Kirche und auch Mitglied im Pfarrgemeinderat. 18 Jahre lang hat sie die Kirche geschmückt und Kirchenwäsche gewaschen. Auch war sie jahrelang Lektorin. Noch heute pflegt sie ihre Freundschaften zur Kirchengemeinde.
Wenn es irgendwo in der Gemeinde Problem gab, Frau Görg war zur stelle und half. Die Kirche hat sie gefestigt. Und den Glauben an Gott hat sie auch dann nicht verloren, als ihr Mann vor 15 Jahren gestorben ist.
Seit Mai ist Frau Görg nun Bewohnerin des Hanns-Joachim-Hauses. Grundbedingung an ihre Kinder war, dass sie weiterhin einmal im Monat auf ihren geliebten Seniorennachmittag der katholischen Kirche in Bübingen gehen darf. Seit dem Einzug ins Hanns-Joachim-Haus führt Frau Görg Tagebuch. Ihr erster Eintrag: "Am Mittag gibt es Kaffee und Kuchen, so ein Haus musst Du dir suchen!"
Paul Kern 88 Jahre, erzählt etwas zurückhaltender - er hat die ganze Zeit nur
Augen und Ohren für seine Angelika. "Ich habe bis zum Einzug im Hanns-Joachim-Haus in Altenkessel gelebt. Dort habe ich im Haus meines Schwiegersohnes eine eigene Wohnung. Alle anfallenden Arbeiten im Haushalt wurden von mir alleine erledigt.
Beruflich war ich über 30 Jahre Pressevertrieb tätig. Bereits vor 18 Jahren habe ich meine Frau verloren und lebe seit dieser Zeit alleine. Das heißt nicht, dass es mir an Gelegenheiten gefehlt hätte, es war einfach nicht die Richtige dabei. Die eine oder andere Freundschaft entstand, aber nicht mehr.
Durch einen Sturz war es mir leider nicht mehr möglich alleine zu leben. So bin
ich im April dieses Jahres ins Hanns-Joachim-Haus gezogen. Die ersten Wochen waren sehr schwer für mich und ich wollte nur noch heim. Heute weiß ich, dass meine Tochter nur das Beste für mich wollte. Doch dann sah ich Angelika und von dem Tag an wurde alles anders!
Die Frage, ob die beiden je gedacht hätten, hier im Hanns-Joachim-Haus nochmals einen Partner zu finden, beantworten sie so: Herr Kern: "Nein, auf keinen Fall!" Frau Görg: "Nein, aber es war Gottes Wille." Kennen gelernt haben sich die beiden beim Spazierengehen: " Ich kann mich noch genau erinnern an unseren ersten Spaziergang", erzählt Frau Görg. "Wir gingen den Weg zur Straße und ich sagte zu Herrn Kern (damals waren wir noch per Sie) "Komm wir hauen ab!" und Herr Kern als ruhender Pol antwortete: "Wo willschd Du dann hin?"
Gemeinsam gingen sie wieder den Weg zurück und setzen sich auf eine Bank. Mit einem Blick auf Herrn Kern gerichtet sagte sie: "Hättest Du mich damals schon geliebt, wärst du mit mir gegangen." Mit strahlenden Augen erzählt Frau Görg, dass sie noch nie in ihrem Leben so einen Mann kennengelernt hat. Herr Kern trägt sie auf Händen. "Mindestens 20mal am Tag sagt er mir, dass er mich liebt. Mein Paul würde sogar den Wind für mich anhalten, wenn er könnte".
Herr Kern erzählt weiter: "Nach diesem Tag trafen wir uns täglich an unserer Bank und aus Freundschaft ist Liebe geworden." Seit nunmehr 4 Monaten sind sie ein Paar. Schon morgens früh hat er Schmetterlinge im Bauch, wenn er zu Angelika geht, denn sein Zimmer liegt eine Etage höher. Gemeinsam frühstücken sie auf Wohnbereich Agatha und zum Mittagessen geht es in die Cafeteria. Zwischendurch ein kleiner Spaziergang und nicht zu
vergessen 3mal die Woche besuchen Sie die Gottesdienste im Hanns-Joachim-Haus.
" Meine Angelika hat mich total umgekrempelt", schwärmt er. "Den einen oder anderen Neider gibt es schon, aber die meisten Mitbewohner und auch Mitarbeiter freuen sich mit uns. Und nicht zu vergessen die nette Familie von Angelika, auf die sie wirklich stolz sein kann. Bereits mehrmals wurde ich zu ihnen nach Hause eingeladen und ganz herzlich aufgenommen. Bereits beim 2. Besuch waren wir schon alle per Du. Und auch meine Tochter ist glücklich, dass ich nicht mehr alleine bin."