Kultur des menschlichen Miteinanders in der Schule aufbauen
Knapp zehn Stunden in der Woche ist Anna Hallerbach an jeder der beiden Schulen vor Ort und berät Schülerinnen und Schüler sowie Eltern und Lehrkräfte. Neben der psychosozialen Einzelberatung bietet das Team auch Klassenprogramme an, derzeit besonders häufig zu den Themen ‚Medien‘ und ‚Smartphonenutzung‘.
Sich auf die Lebenswelten der Schüler einlassen
Anna Hallerbach ist Schulsozialarbeiterin an zwei Koblenzer Gymnasien.Foto: Marco Wagner
"Schulsozialarbeit leistet schnelle, unbürokratische Unterstützung. Wir verstehen uns als Angebot am Lernort Schule und werden als wichtige Ergänzung des schulischen Beratungsangebotes gesehen", so Anna Hallerbach über ihren Auftrag. Die Anfragen an sie und das Team der Schulsozialarbeit seien vielfältig und verlangten oft zeitnahe und kreative Lösungsvorschläge. Besonders spannend findet Anna Hallerbach es, sich auf die Lebenswelten der einzelnen Schülerinnen und Schüler oder Gruppen einzulassen und gemeinsam ein passendes Hilfsangebot aufzustellen.
Wichtiges Bindeglied
"Mobbing oder Streitigkeiten in der Klasse gehören zu den häufigsten Herausforderungen, daneben aber auch familiäre Konflikte und ein steigender Leistungsdruck auf schulischer und persönlicher Ebene", berichtet die junge Frau aus ihrer Arbeit. Selbstverletzendes Verhalten und in der Folge sozialer Rückzug und Leistungsabfall seien nicht selten der Grund für die Kontaktaufnahme. "Als Bindeglied zwischen Schule und Jugendhilfe haben wir die Möglichkeit einer sozialpädagogischen Anamnese, einer weiterführenden Beratung und Vermittlung an Netzwerkpartner, wie z.B. an Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, Erziehungs- und Lebensberatungsstellen oder an das Jugendamt. In verhärteten Situationen ist es häufig notwendig, schnell einzugreifen."
Beratung fernab von Bewertungsdruck
Ein guter Draht zu den Schülerinnen und Schülern ist äußerst wichtig. Schulsozialarbeiterin Anna Hallerbach ist während des Herbstferienangebots mit dabei.Foto: Marco Wagner
Wie gelingt es Anna Hallerbach nun den Draht zu den Schülerinnen und Schülern herzustellen? Anders als die Lehrkräfte befänden sie sich in der - wie es Anna Hallerbach nennt - "komfortablen Ausgangslage", keine Leistungen bewerten zu müssen. "Unsere Arbeit beruht auf freiwilliger Basis. Wir beraten vertrauensvoll, unterliegen der Schweigepflicht und arbeiten mit den ratsuchenden Jugendlichen daran, auch das Elternhaus und Lehrpersonen einzubeziehen."
Ansprechpartnerin auch in Zukunft
Was Anna Hallerbach motiviert? - Ansprechpartnerin zu sein für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, die bereits in jungen Jahren ihr ‚Päckchen‘ mit in die Schule bringen, und für ihre Eltern. "Das Vertrauen der Ratsuchenden und der verantwortungsbewusste Umgang damit ist ein beflügelndes Gefühl", so die Schulsozialarbeiterin.
Die junge Caritas-Mitarbeiterin wagt einen Blick in die Zukunft: "Sicherlich wird die Integration der jungen Migranten eine wichtige Zukunftsaufgabe für uns sein, der wir uns gerne stellen werden. Uns ist es wichtig, sensibel für die Bedarfe der jeweiligen Schulen zu sein. Wir sind gespannt, welche dies zukünftig sein werden."
Zum Jubiläumsslogan der Caritas ‚MENSCHENMITMENSCHEN‘ fällt der Pädagogin gleich ein Zitat des Philosophen und Pädagogen Jean-Jacques Rousseau ein: "In der natürlichen Ordnung sind alle Menschen gleich; ihre gemeinsame Berufung ist: Mensch zu sein" (Rousseau: Emile oder über die Erziehung). Eine Kultur menschlichen Miteinanders aufbauen, Potentiale aus der Individualität der Menschen schöpfen, konstruktiv mit Fehlern umgehen - das versucht Anna Hallerbach in ihrer Arbeit zu verwirklichen - Tag für Tag.