Preisverdächtig – Bewohnerinnen des Hanns-Joachim-Hauses finden stets die richtigen Worte
400 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich haben 2015 rund 700 Texte und Bilder zum Thema "Über Mut und um Mut herum" eingereicht. Eine Jury hat daraus die besten ausgewählt, darunter Chantal Boyon und Alexandra Hüttenberger.
Wie eine kleine Caritas
Genau wie Ihre Lieblingsmärchenfigur Dornröschen, wurde Alexandra Hüttenberger im letzten Jahr wachgeküsst - wachgeküsst fürs Schreiben. Für den Literaturwettbewerb " Die Wortfinder" begab sich Frau Hüttenberger 2015 erstmals ans Schreiben und wurde prompt ausgezeichnet. Mit dem Preis hätte die Newcomerin nicht gerechnet und hat vor Freude geweint. Das Hanns-Joachim-Haus ist "wie eine kleine Caritas" für sie. Dort schätzt die 37-jährige die Gemeinschaft und fühlt sich sehr wohl.
Beiträge von Chantal Boyon und Alexandra Hüttenberger
Schreibarbeit als Angebot
Das Hanns-Joachim-Haus fördert die Schreibarbeit seiner Bewohner individuell: "Wir bieten künstlerische Angebote an, um die Kreativität der Bewohnerinnen und Bewohner ganz nach ihren Neigungen und Ideen zu fördern", so die Pädagogische Leiterin, Gabriele Justen. Die Bewohner würden selbst entscheiden, welche Angebote für sie attraktiv seien.
Von links nach rechts: Stefanie Scherer, Chantal Boyon, Sarah Hölscher, Alexandra Hüttenberger
Warum steht das Reh im Wald?
Attraktiv schien auch das diesjährige Frage-Antwort-Projekt des Vereins "Die Wortfinder". Das Thema "Tiere und Natur", das unter dem Titel "Warum steht das Reh im Wald?" veröffentlicht wurde, hatte es Sarah Hölscher besonders angetan. Sie gestaltete fünf Beiträge und ist nun mit einer ganzen Seite vertreten. Daneben sind in dieser Reihe drei weitere Bücher erschienen - mit den vielversprechenden Titeln: "Meine Getanken sint wichtik", "Und die Welt klingt wie Musik" und "Wenn man verliebt ist, wird das Herz ganz rot".
Eine eigene Seite in einem schönen Buch - Darauf ist Sarah Hölscher mächtig stolz. Auch ihre Freunde und Verwandte haben sich zusammen mit ihr über den Literaturpreis gefreut. Im Hanns-Joachim-Haus gefällt es ihr sehr gut. Sie bekommt von Mitbewohnern und Betreuern viel Anregung und Zuspruch, weshalb sie auch weiterhin an Literaturwettbewerben teilnehmen möchte. Aber nicht alle ihre Texte sind für die Öffentlichkeit bestimmt. Wenn sie Tagebuch schreibt, ist Sarah Hölscher ganz bei sich.
Über Fremdheit und Geborgenheit
Ausgezeichnet in diesem Jahr wurde auch Stefanie Scherer. Auch wenn sie sonst lieber malt, für den Literaturwettbewerb hat sie zu Papier und Stift gegriffen. Emotional berichtet sie zum Thema "Heimat und Fremde" vom Sich-fremd-Fühlen:
"[…] Ich fühle mich fremd. Manchmal fühle ich mich fremd, wenn andere Leute mich auslachen und mich blöd ankucken als käme ich von einer anderen Welt. Ich fühle mich fremd, wenn Leute in der Saarbahn aufstehen, wenn ich mich dazu setzen will. Das finde ich nicht nett, das ist unhöflich. Dann fühle ich mich fremd, wenn die Leute mir keinen Platz machen wollen. […]"
Stefanie Scherer lebt gerne im Hanns-Joachim-Haus, dort fühlt sie sich geborgen. Was sie sich wünscht, ist ein Haustier. Tiere, vielleicht das Thema für ihre nächste Geschichte?