Vorsitzender Domkapitular Benedikt Welter (l.) und Diözesan-Caritasdirektor Christoph Wutz (r.) danken Rita Schneider-Zuche für fast 38 Jahre Arbeit im Caritasverband der Diözese Trier.Foto: DiCV Trier
Netzwerkerin, Strategin, Anwältin - So beschrieben Direktorin Mechthild Schabo und Ulrich Stinner, stellvertretender Bereichsleiter für Seelsorge und Kirchenentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat, Rita Schneider-Zuche bei ihrer Verabschiedung Mitte Juli. Aktuelle Mitarbeitende und Ehemalige, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Verbänden, Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Wissenschaft sowie Vertraute aus insgesamt 45 Dienstjahren ließen es sich nicht nehmen, die Bereichsleiterin bei der Feier persönlich zu verabschieden.
Domkapitular Benedikt Welter, Vorsitzender des Verbandes, betonte bei seiner Verabschiedungsrede: "Als ich neu bei der Caritas als Vorsitzender anfing, waren Sie, Frau Schneider-Zuche, meine erste Anlaufstelle für Wissen, das ich brauchte, Kontakte, die ich nutzen konnte und für den offenen Austausch unter Kollegen." Er und Diözesan-Caritasdirektor Christoph Wutz dankten ihrer Kollegin für die von erfolgreicher Zusammenarbeit und Innovationsgeist geprägten Jahre der Arbeit im Verband.
Eine Zeitreise
Gemeinsam mit den Gästen unternahm Schneider-Zuche eine Zeitreise durch ihre Berufslaufbahn. 1987 wurde die studierte Sozialpädagogin - nach einer Zeit im Jugendverband - im Diözesan-Caritasverband Trier zunächst als Referentin für Jugend- und Mädchensozialarbeit angestellt. 1992 wurde sie mit 32 Jahren Leiterin der Abteilung Soziale Sicherung. Deren Fokus lag in den Bereichen Migration und Armut, die laut dem damaligen Vorsitzenden, Prälat Roland Ries, das "Herzstück der Caritas" darstellten. Über die Jahre hinweg wuchsen sowohl die Abteilung als auch ihr Verantwortungsbereich. Zu den ursprünglichen Themen gesellten sich das Referat Kinder- und Jugendhilfe, Allgemeine Sozialberatung, Schwangerenberatung und Familienpflege.
Nach einer Umstrukturierung im Verband übernahm sie 2014 die Leitung des neu gebildeten Strategiebereichs Caritas-Profil und Entwicklung. In diesem Bereich liefen unter ihrer Leitung die verschiedensten Arbeitsfelder zusammen, darunter Kommunikation, Diakonisches Engagement und Sozialraumorientierung, Projektkoordination sowie das Fortbildungsinstitut Lernstatt Zukunft. Auch die Sozialen Lerndienste werden gemeinsam mit dem BGV in dem Bereich betreut. Hier legte Schneider-Zuche großen Wert auf die Kooperation mit kirchlichen Organisationen. Ihre Position als Bereichsleiterin behielt sie bis zu ihrem jetzigen Ausstieg.
Bei der Frage nach dem roten Faden ihrer Laufbahn antwortet sie: "Verantwortung und Menschen. In meinem Berufsleben habe ich immer Verantwortung getragen, ob für Personal oder Projekte. Das Annehmen von Herausforderungen und der Kontakt zu Mitarbeitenden waren für mich prägend und immer Teil meines Berufslebens."
Mehr als nur Chefin
Für viele war sie über viele Jahre das Gesicht der Caritas. Mit ihr geht daher auch ein Stück Caritas-Geschichte. Das wurde während der Verabschiedung der Bereichsleiterin deutlich. Denn auch frühere Arbeitskolleginnen und Kollegen und Bekannte kamen während der Verabschiedung zu Wort. So erzählte Heribert Rhoden, ehemaliger Mitarbeiter aus der Abteilung Soziale Sicherung, wie sie das Thema der Armutsbekämpfung bei der Caritas gegen den damals vorherrschenden politischen Willen gemeinsam voranbrachten.
Die Mitarbeiterinnen aus dem Strategiebereich Caritas-Profil und Entwicklung (v.l.) Bettina Mutz-Lorenz, Stefanie Ehrles, Katharina Faoro, Christiane Schuffenhauer (2.v.r.) und Kristina Kattler (1.v.r.) verabschiedeten ihre Bereichsleiterin Rita Schneider-Zuche (3.v.r.) mit einem Abschiedsgeschenk.Foto: DiCV Trier
Als Beispiel nannte Rhoden das Thesenpapier "Tafel plus", das 2007 in Trier erarbeitet wurde und bundesweit Beachtung fand. "Tafel plus" bietet Betroffenen nicht nur Hilfe und Beratung, das Konzept will außerdem gesellschaftliche Änderungen bewirken, um dem Entstehen von Armut vorzubeugen und Wege aus der Armut aufzuzeigen.
Auch aktuelle Wegbegleiter aus dem Bereich und dem Verband würdigten die studierte Sozialpädagogin als talentierte und inspirierende Brückenbauerin mit Rückgrat, für die ein gegenseitiger Respekt und die innovative Lösungsorientierung immer an erster Stelle standen. Sie zeigten dabei auf, dass es der tief im Glauben verankerten Katholikin immer wichtig war, Verbindungen zu anderen Organisationen, Bereichen und Menschen aufzubauen, sowohl professionell als auch persönlich, um eine offene und ergebnisreiche Kooperation zu sichern.
Stefanie Ehrles, die als engste Mitarbeiterin von Schneider-Zuche in stetem Kontakt mit der Bereichsleiterin steht, stellt bei der Verabschiedung fest: "Eines der wichtigsten Dinge war für Rita immer die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Würden wir gemeinsam ein Buch schreiben, kämen außerdem die Themen Wissensmanagement und gutes Netzwerken darin vor."
Wegbereiterin
In 38 Jahren im DiCV Trier hat Schneider-Zuche viele und vieles bewegt. Ihre besonderen Anliegen waren Projekte, die Menschen direkten und unkomplizierten Zugang zu Hilfsangeboten ermöglichen sowie innovative Lösungen für Herausforderungen.
Eines dieser Projekte war in den vergangenen Jahren der Aufbau der Fluthilfekoordination, die gemeinsam mit den betroffenen Ortsverbänden, dem Bistum und anderen Akteuren stattfand.
Netzwerkerin, Strategin, Anwältin - So beschrieben Direktorin Mechthild Schabo (r.) und Ulrich Stinner(l.), stellvertretender Bereichsleiter für Seelsorge und Kirchenentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat, Rita Schneider-Zuche (m.) bei ihrer Verabschiedung Mitte Juli.Foto: DiCV Trier
Eine ganz besondere Veranstaltung, an deren Vorbereitung die langjährige Mitgestalterin Teil hatte, war das Forum "FRAUEN:PERSPEKTIVEN" während der Diözesan-Synode im Jahr 2015.
Ebenso stolz ist sie auf das 2018 initiierte Innovationslabor "UnTIL", das in Kooperation mit der Universität Trier entwickelt wurde. Das Projekt, welches Sie gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Schröer (Abteilung Organisationspädagogik der Universität Trier) betreut hat, entwickelt in Workshops neue und innovative Dienstleistungsideen. Auch blickt sie gerne auf ihre Mitarbeit am Aufbau und der Weiterentwicklung des Fonds "Von der Armut zur Teilhabe" zurück, der seit 1995 Projekte und Maßnahmen für Menschen in Armut unterstützt.
Eine weitere Leidenschaft war die Konzeptarbeit. So arbeitete sie über die Zeit am Leitbild des Diözesan-Caritasverbandes mit, in der Wertekommission der Katholischen Jugendsozialarbeit, als Mitautorin am Selbstverständnis des Katholischen Verbands für Mädchen- und Frauensozialarbeit Deutschland e.V. "IN VIA" (2008) und im Leitungsteam der Teilprozessgruppe zum "Rahmenleitbild Pfarrei der Zukunft" (2020).
Was bringt die Zukunft?
"Ich habe mir bewusst noch keinen genauen Plan zurechtgelegt.", sagt die bald 66-Jährige bei der Frage nach ihren Zukunftsplänen, "Ich will gemeinsam mit meinem Mann unvoreingenommen auf diesen neuen Lebensabschnitt zugehen."
Gerne möchte sie sich auch weiterhin in Kirche und Gesellschaft einbringen und Menschen begleiten. Dazu sagt sie mit einem Schmunzeln: "Dafür muss ich nur das Passende finden, oder es findet mich!"
Zum Abschluss der Verabschiedung konnten Schneider-Zuches Gäste ihr Wünsche und Ideen mit auf den weiteren Lebensweg geben. Nun stellt sich schließlich die Frage: Was würde die Netzwerkerin dem Verband mit auf den Weg geben?
Sie wiederholt ein Zitat von Viktor Frankl aus ihrem Dankeswort am Ende ihrer Verabschiedung Mitte Juli: "Das Leben reicht uns die Situation, auf die wir zu antworten haben!"
An den Diözesan-Caritasverband Trier richtet sie einen Appell: "Ich wünsche dem Verband und der Dienstgemeinschaft, dass weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit geachtet wird. Das Schöne am Caritasverband ist die Wissensbündelung, die er ermöglicht. Dieses Wissen muss noch mehr geteilt werden. Es muss Raum für Zusammenarbeit, für Kooperation und für ein Miteinander erhalten werden. Sowohl physischer Raum, als auch eine mentale Offenheit gegenüber dem Anderen. Ich wünsche mir, dass der Verband das "Wir" in den Vordergrund stellt und gemeinsam mit der Kirche Vielfalt und Akzeptanz lebt."