Viele positive Erfahrungen
Angefangen hat alles im Jahr 1967: Beim Malteser Hilfsdienst, einem der vielen Dienste unter dem Dach des Diözesan-Caritasverbandes, belegte die damals 17-Jährige einen Schwesternhelferinnen-Kurs. "Damit begann meine Tätigkeit bei der Caritas", sagt die gebürtige Riegelsbergerin. Aus heutiger Sicht sei es keine Aushängeschild-Karriere, die sie da absolviert habe. "Immer nur ein Arbeitgeber, das ist längst nichts Positives mehr." Marie-Luise Wollbold aber würde ihren Weg wieder so gehen. Ursprünglich habe sie Kriminalbeamtin oder Sozialarbeiterin werden wollen.
Arbeit am Schreibtisch gehört zum ehrenamtlichen Engagement von Marie-Luise Wollbold dazu. Immer aber geht es der Caritas-Mitarbeiterin in erster Linie um die Menschen.Christine Cüppers
Haupt- und ehrenamtlich für die Caritas aktiv
Nach dem Helferkurs sei die Entscheidung für eine Ausbildung gefallen. Und so startete sie an der Krankenpflegeschule des Caritasverbandes Saarbrücken und Umgebung. Dort legte sie 1971 mit Bestnote das Examen ab und arbeitete im Rastpfuhl-Krankenhaus Saarbrücken. Schon sechs Jahre später ging sie nach Fortbildung an der Caritas-Akademie in Köln als Lehrende an die Schule zurück, die sie außer in einer Zeit der Vakanzen nahezu durchgehend leitete von 1990 bis zum Beginn der Altersteilzeit im Jahr 2011.
"Unglaublich, dass ich fast die Hälfte der Caritas-Jahre aktiv mitgemacht habe. Es kommt mir überhaupt nicht so lange vor", sinniert Marie-Luise Wollbold nach dem gerafften Rückblick auf ihren beruflichen Weg. Dieser Weg war neben der hauptamtlichen Tätigkeit für die Caritas immer auch ehrenamtlich mit dem Verband verbunden. Die Ausbildung von Schwesternhelferinnen und die Mitgliedschaft in den Räten sind der quirligen Krankenpflegerin nach wie vor besondere Herzensanliegen. Rund 1200 Schüler habe sie an der Krankenpflegeschule ausgebildet und dabei immer auch vermittelt, dass die Pflege ein absolut christlicher Auftrag ist, der den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen muss. Dazu gehöre es eben auch, die eigene Religion zu kennen, sich Gedanken über den persönlichen Glauben zu machen. "Wir leben unseren Glauben doch heute viel zu wenig bis gar nicht mehr", bedauert die überzeugte Christin und betont: "Es geht um das konkrete Tun, nicht darum, sein Christsein vor sich herzutragen."
Ein Kurs mit Menschen aus 16 Nationen
Vor diesem Hintergrund war es für die Schulleiterin auch nie eine Frage, Menschen mit anderer Konfession als Schüler aufzunehmen. Diese besonders in den Anfangsjahren oft heiß diskutierte Frage habe sie immer positiv beantwortet. "Der schönste Kurs war der mit Krankenpflegehelfern aus 16 Nationen", erinnert sich Marie-Luise Wollbold, der gleich darauf ihr erster richtig mutiger Schritt als Schulleiterin einfällt: 1996 nahm sie 25 ehemalige Bergleute für die Umschulung zu Krankenpflegern auf. "Mein bester Kurs" sagt sie über die lernwillige reine Männertruppe, deren Mitglieder fast alle noch im Beruf und sogar im Ausbildungs-Krankenhaus tätig sind.
Verband muss auf neue Rolle der Frau reagieren
Fragt man die "Jung-Rentnerin" nach der für sie signifikantesten Veränderung von Caritas-Arbeit, fällt ihr sofort die gewandelte Frauenrolle ein. "Die klassische Caritas-Frau, die früher die Arbeit gemacht, gehandarbeitet und sich engagiert hat, gibt es so nicht mehr, weil die Frauen heute allesamt berufstätig sind." Das habe der Verband zwar längst erkannt, müsse sich aber noch mehr darauf einlassen und neue Möglichkeiten für Engagement schaffen. Denn: "Es gibt noch immer sehr viele Menschen, die sich einbringen wollen. Und da dürfen vor allem die Männer nicht übersehen und vergessen werden", erklärt Marie-Luise Wollbold während sich Ehemann Rüdiger auf den Weg zu seinem Ehrenamt macht. "Allerdings beim anderen Verein. Er ist evangelisch. Wir leben hier zuhause schon seit 41 Jahren Ökumene", erzählt sie schmunzelnd.
Und was wünscht die langjährige Caritas-Mitarbeiterin ihrem Verband für die kommenden 100 Jahre? "Dass er sich stets weiterentwickelt und das auch kann. Ja, dass er überhaupt bestehen bleibt." Ihren Beitrag wird die motivierte 66-jährige weiterhin leisten, indem sie etwa in einer "extrem spannenden" Arbeitsgruppe die Verknüpfung von Caritas und Pastoral im Dekanat unter die Lupe nimmt, Pflegeschülern im Ethikkurs respektvollen, würdigen Umgang mit zu pflegenden Menschen beibringt und sich im Saar-Lor-Lux-Verein "Europ´Age" innerhalb eines neuen Kooperationsprojekts mit dem Caritasverband für die Betreuung von Flüchtlingen engagiert. Das passe alles prima zum Lebensmotto "Pflege das Leben wo du es triffst", das sie von der heiligen Hildegard von Bingen übernommen habe.
Und so hat Marie-Luise Wollbold zum Abschluss ihrer Erzählungen noch einen Hinweis parat für Menschen, die nach sinnvoller Betätigung suchen: "Der Gedanke der Caritas, orientiert am christlichen Leben, ist unglaublich spannend. Aufgrund meiner Arbeit durfte ich auch selber unendlich viele positive Erfahrungen sammeln, dass ich jedem nur zum Mitmachen raten kann."